Man kann den Menschen nur vor den Kopf schauen…. heißt es im Allgemeinen. Das stimmt auch, denn vielen Menschen sieht man ihr Leid nicht an – so gut haben sie gelernt, es sich nicht anmerken zu lassen. Um funktionieren zu können, zwischenmenschliche Kontakte halten zu können, ist es oft nötig, sich eine Maske aufzusetzen, die dem Gegenüber sagt: es ist alles in Ordnung!
Doch im Innern der Person ist nichts in Ordnung. Da gibt es jahrelange Gewalterfahrung, die manchmal kein Ende nimmt, zerstörerische Selbstzweifel, Selbsthass, bodenlose Verzweiflung, ein unerträgliches Gefühl der Leere, fehlende Ich-Identität und keine Idee, wie das Leben überhaupt weitergehen könnte. Da ist die Qual, überhaupt zu leben.
Darüber mit Familie und Freunden zu reden ist schwer, weil diese oft mit der Wucht des unfassbaren Leids überfordert sind oder die akute Thematik als gar nicht so schlimm ansehen. Um Angehörige und Freunde zu schonen oder weil sie sich nicht ernstgenommen fühlen, denken viele – viel zu viele – daran, ihrem Leben ein Ende zu setzen (in Deutschland sind es statistisch gesehen jährlich 10.000 Menschen).
Vielen klingt es wie Hohn, wenn man sagt „das Leben ist ein Geschenk“. Dadurch wird eine Undankbarkeit oder gar Sünde suggeriert, wenn man dieses Geschenk nicht haben will – es nicht erträgt. Ich vermittele meinen Klient*innen lieber: „Das Leben bist du! Schön, dass du da bist. Und du bist es wert, da zu sein! Leid spürst du, weil man dir Unrecht angetan hat. Hol dir mit allem Recht zurück, was dein ist – dein Leben!“
Das schafft man aber nicht allein und so soll es ja auch nicht sein. Es gibt Hilfe, die man in Anspruch nehmen darf, so zum Beispiel beim Kölner Netzwerk für Suizidprävention. Hier gibt es viele Hilfsangebote – auch in Akutsituationen. Hier sind Menschen, die zuhören, mitfühlen und helfen. Ein Klick auf den Link– ein Anruf – lohnt sich. Das Kölner Netzwerk für Suizidprävention ist ein Zusammenschluss von derzeit acht Kölner Organisationen und Expert*innen aus dem Bereich seelische Gesundheit, Psychiatrie, Krisenhilfe sowie psychologische und und psychiatrische Versorgung/Betreuung. Das Ziel des Netzwerks ist, Menschen in psychischen Krisen sowie mit psychischen Erkrankungen und insbesondere in suizidalen Krisen zu unterstützen.
Laras Vater leidet an der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Das ist schlimm für ihn. Vor allem, wenn er ein guter Vater sein will und seine Erkrankung ihm dabei immer wieder Steine in den Weg legt.
Wie geht es Lara?
Sie ist die Tochter von einem Mann, der emotional nicht stabil ist. Der seinen Kindern Versprechen gibt und sie nicht einhalten kann. Und Lara?
Lara muss erwachsen werden, obwohl sie noch ein Kind ist. Sie muss vernünftig bleiben und versucht, die Impulsivität ihres Vaters in die Bahnen zu lenken. Damit er nicht über die Stränge schlägt und zu viel Geld, was er nicht hat, für die Kinder ausgibt. Für Dinge, die sie nicht brauchen.
Lara wird erwachsen, will studieren und ihr eigenes Leben leben. Und ihr Papa?
Wie geht man als Kind eines an Borderline Erkrankten in dieser Situation um? In ihrem Artikel „Pause von Papa“ erzählt Lara ehrlich und mutig, was sie auf sich hat nehmen müssen, um Grenzen zu ziehen.
Über den Krieg, den Putin (und nicht Russland) begonnen hat, will ich mich hier nicht auslassen. Ich bin entsetzt, sprachlos und hoffe jeden Tag auf die Schlagzeile, dass der Krieg beendet ist.
Mit Gewalt in ein Land einzudringen, dem Volk des Landes jedes Bestimmungsrecht abzusprechen, es einer anderen Ideologie im „eigenen Haus“ zu unterwerfen und sich zu nehmen, was man will… das ist, was Krieg ausmacht. Das war schon immer so. Und Cäsar war sicher nicht der Erste. Eine unbegreifliche, vernichtende Gewalt ohne Rücksicht auf irgendwen; ausgehend von der Besessenheit und Macht eines Einzelnen oder einer Gruppe von Wenigen.
Man sollte meinen, dass diese Widerwärtigkeit nicht zu überbieten sei. Doch leider ist sie das. Denn noch widerwärtiger sind diejenigen, die sich der verzweifelten Situation der Kriegsopfer und Flüchtlinge bedienen. Die den Horror und die Verletzlichkeit derjenigen ausnutzen, die vor den Dämonen flüchten….und nun in die Hände der Teufel fallen.
Zurzeit kommen viele ukrainische Frauen in Polen und Deutschland an. Teils allein, teils mit ihren Kindern. Neben ehrlichen Menschen an der Grenze und am Bahnhof, die einfach nur helfen wollen, stehen da auch die Zuhälter. Auf der Jagd nach ukrainischen Frauen (die Nachfrage auf den Pornoseiten im Netz steigt) und, ja warum nicht, ihren Kindern.
In der EMMA gab es Anfang März schon einen Artikel über die Zuhälterei der Deutschen an der polnischen Grenze. Pädosexuelle Ringe fliegen hier und da auf, werden gesprengt und setzen alsbald ihre Scherben wieder zusammen. Geld hat so viel Macht! Besonders in Zeiten wie diesen, in denen es so einfach ist, traumatisierte Menschen auf der Suche nach Schutz und Sicherheit in die Falle zu locken.
Wie tief muss man gesunken sein, dass man die Grausamkeit seines eigenen Handelns nicht mehr erkennt?
Die Diagnose DIS – Dissoziative Identitätsstörung ruft bei den meisten Menschen Fragezeichen hervor. Eher bekannt ist sie ja bis heute noch als „multiple Persönlichkeit“.
Das Telefon klingelt, der Chef ruft an: „Ich erwarte Sie in einer halben Stunde in meinem Büro. Und dann erklären Sie mir Ihre zwei unentschuldigten Fehltage.“ Aber es gibt nichts zu erklären. Gestern war man noch in der Firma und nun soll man zwei Tage gefehlt haben? Ist das ein schlechter Scherz oder ist man dabei, verrückt zu werden?
Man schaut sich in der Wohnung um und bemerkt, dass diese völlig neu dekoriert wurde. Wann? Von wem? Und warum weist das Konto ein großes Minus auf?
Das kann passieren, wenn man Viele ist. Wenn die Seele sich schon früh bei andauernden traumatischen und lebensbedrohlichen Erlebnissen von Vernachlässigung und Qual vom Körper und dem grausamen Geschehen abspalten musste. Wenn sie neue Identitäten erschaffen musste, um zu überleben. Dann erscheint vielleicht die eine Persönlichkeit, die keine Schmerzen empfindet. Weil der Körper unbeschreibliche Qualen erleiden musste. Eine andere, die unter völliger Amnesie leidet, weil das einfacher ist, als die Wahrheit anzunehmen. Darüber hinaus gibt es die Alltagspersönlichkeit, die den Job schmeißt, einkaufen geht und vielleicht am Elternabend in der Schule ihrer Kinder teilnimmt. Oftmals weiß diese Alltagspersönlichkeit nichts von ihren „Mitstreitern“, die sich mit ihr den Körper teilen und helfen, diesen am Leben zu erhalten. Denn sie und der Körper sind ein System! Doch haben auch diese „Anderen“ ihre Bedürfnisse oder Befehle und übernehmen dann den Körper, wobei sie die Alltagspersönlichkeit verdrängen, sodass diese sich wegdissoziiert. Sich quasi in einen Winterschlaf begibt. Dieser eigentlich natürliche Überlebensmechanismus wird auch ganz bewusst von perversen Tätern, hauptsächlich im Rahmen der sexualisierten und rituellen Gewalt, in den Opfern geschaffen. Denn die Täter haben die Absicht, den „Körper“ für ihre Zwecke gefügig zu machen.
Zurück bleibt eine Person, ein Körper, für alle sichtbar, doch voller Persönlichkeiten, die in ihrem Moment von höchster Not nur erscheinen, um zu überleben. „Kommt es zu Erfahrungen, die die psychischen Verarbeitungsmöglichkeiten eines Kindes in extremer Weise überfordern, reagiert dieses bis zu einem Alter von 6 Jahren gewöhnlich mit dissoziativen Schutzmechanismen. Das Erleben spaltet sich auf und es können in der Folge Persönlichkeitsanteile entstehen, die nur schwer durch die Alltagspersönlichkeit kontrollierbar sind.“ (Zitat von Professor Dr. med. Martin Sack, Facharzt für Psychosomatische Medizin und leitender Oberarzt an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Klinikums rechts der Isar der TU München im Geleitwort für das Buch „Anne und die anderen“ von Christa Windmüller)
Zu oft noch wird die Diagnose DIS bei Behörden und Gerichten als Fantasie und Wichtigtuerei verurteilt, obwohl sie im DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders – Diagnostischer und Statistischer Leitfaden psychischer Störungen) oder dem ICD-11 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems – Internationale Klassifikation der Krankheiten), der seit dem 01. Januar 2022 gilt, aufgeführt ist.
Selbst für Betroffene ist es oft schwer, mit ihrem Leben im System „Viele sein“, umzugehen.
Anne hat genau das erlebt und mithilfe ihrer Therapeutin gelernt, ihr System kennenzulernen. Sodass die Vielen in ihr gelernt haben, sich gegenseitig zu helfen.
Anne ist nicht ihr richtiger Name. Aber sie war/sie waren eine Klientin von Christa Windmüller, die in ihrem Buch „Anne und die anderen“ beschreibt, wie Anne ihr System und somit ihren Alltag kennenlernte. Außerdem konnte sie viele Aspekte in ihr jetziges Leben integrieren.
Christa Windmüller – Anne und die anderen
Ich persönlich lese dieses aufklärende und spannende Buch nicht als einen Roman. Diese Bezeichnung ist auf dem Titelbild eher irreführend. Dadurch ist man verleitet, alles als Fiktion anzusehen. Leider ist das Leben von Anne Realität, was Viele bestätigen können. Das Buch ist vielmehr ein anonymisierter Therapiebericht, der eine Biografie enthüllt, die man sich nicht vorstellen möchte. Eine Biografie, der sich so oder ähnlich viele Viele irgendwann stellen müssen. Um das Grauen, das ihnen angetan wurde, verarbeiten zu können. Das Trauma anzuerkennen und zu integrieren, es an seinen Platz im Leben zu verweisen, ist der Weg zur Genesung. Dann können viele der Vielen zur Ruhe kommen. Und was sich so leicht liest, ist harte und jahrelange Arbeit. Aber auch das geht vorbei. Irgendwann, wenn man dran bleibt.
Gerade deshalb ist es wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
„Anne und die anderen“ ist meine Buchempfehlung für alle Professionellen, die sich mit der Diagnostik DIS befassen. Aber auch für all die Betroffenen, denen ihre eigene DIS noch nicht ganz klar ist. Für diese sei hier eine TRIGGERWARNUNG ausgesprochen!
Außerdem mein Wunsch zur Selbstfindung und zur Kraft, weiterzumachen und weiterzuleben. Das Schlimmste, was man den Tätern antun kann, ist, gesund zu werden. Das soll auf keinen Fall als Aufruf zum Rachefeldzug verstanden werden. Sondern als eine Motivation, nicht an dieser erlebten und unsagbaren Ungerechtigkeit zu verzweifeln! Es geht darum, sich selbst besser kennenzulernen und zu verstehen.
„In Zukunft sollen Opfer sexueller Gewalt über den „Fonds Sexueller Missbrauch“ schneller entschädigt werden. Das teilte die Geschäftsstelle des Fonds mit. Nach einer Überarbeitung der „Leitlinie Fonds Sexueller Missbrauch“ sowie einer Neustrukturierung von Antragsformular und Website soll nun innerhalb von drei Monaten über die Anträge entschieden werden – bei Fällen in der Clearingstelle innerhalb von vier Monaten. Nach spätestens vier Wochen sollen zudem Rechnungen von Psychotherapeut*innen bearbeitet sein. Die DPtV hatte das Verwaltungsverfahren des Fonds wiederholt kritisiert.
„Wir dürfen Opfer sexueller Gewalt nicht im Stich lassen“, betont DPtV-Bundesvorsitzender Gebhard Hentschel. „Es war unzumutbar, dass sie Monate und Jahre auf Geld aus dem Hilfsfonds warten mussten. Wir begrüßen die Neustrukturierung und hoffen sehr, dass die heftigen Verzögerungen nun der Vergangenheit angehören.“ Auf der Website des Fonds ist nun auch eine ausführliche „Fragen und Antworten“-Sektion enthalten. Der „Fonds Sexueller Missbrauch“ ist ein Baustein des „Ergänzenden Hilfesystems“ (EHS). Betroffene, die im familiären Bereich sexualisierte Gewalt erlebt haben, können beim Fonds Hilfeleistungen bis zu 10.000 Euro beantragen.“ (Quelle: https://www.deutschepsychotherapeutenvereinigung.de/gesundheitspolitik/aktuelle-meldungen/news-bund/news/fonds-sexueller-missbrauch-neues-antragsverfahren-soll-schneller-und-einfacher-sein/)
Weitere Informationen und hilfreiche Links findet man hier: www.dptv.de
Das war das Thema im SWR Nachtcafé am 12.11.21. Wie geht man mit Erfahrungen größter Gewalt um? Sei es, dass man sie eventuell selbst verursacht hat; sei es, dass man ihrer Opfer wurde. Für mich stellt sich da immer die Frage der Intention. Es macht einen Unterschied, ob man einem anderen oder sich selbst Gewalt antut und diese als Konsequenz eines Unfalls (Interview: Claudia Fromme) oder der Unwissenheit bzw. Vertrauens (Interview: Gabriela Odermatt) geschieht. Oftmals hat hier die Ohnmacht die Weichen gelegt, weil man selbst gar nichts tun konnte, um die Gewalt abzuwenden.
Was Selbstverletzung angeht, sehe ich diese Form von Gewalt gegen sich selbst als einen dysfunktionalen Versuch der Problemlösung an, der nicht verurteilt werden sollte. Aber dieser Aspekt wird im aktuellen Nachtcafé nicht angesprochen.
Die andere Frage ist, ob man Gewalt vorsätzlich anwendet – im vollen Bewusstsein der destruktiven Folgen. Dabei geht es den Tätern letztendlich nur darum, angebliche Macht zu zeigen (Interview: Roland Augst) oder sich selbst zu retten (Interview: Jane König), wobei das Leid, die Zerstörung des anderen, billigend in Kauf genommen werden.
Muss man als Opfer dem Täter die Gewalt verzeihen? Diese Frage stand im Raum. Ich persönlich meine, dass man dies nicht tun muss. Verzeihen ist in manchen Religionen ein hohes Gebot und bringt daher manche Opfer in einen Konflikt. Doch finde ich, dass niemand dazu verpflichtet ist, seinem Angreifer zu verzeihen, wenn er in der schweren Arbeit steckt, dieses Erlebnis für sich zu bearbeiten (Traumaarbeit = realisieren und integrieren), um wieder einigermaßen gut leben zu können. Warum sollte sich solch ein Betroffener noch darum sorgen, dem Täter zu verzeihen?
Vergeben, verzeihen und vergessen – das ist ein sehr persönlicher Akt, der nur vollzogen werden kann, wenn man dazu bereit ist. Und die Bereitschaft, dies überhaupt zu tun, hängt von jedem selbst ab. Viel wichtiger ist es, Sicherheit zu erfahren, die erfahrene Gewalt zu verarbeiten und so gut es geht zur Ruhe zu kommen. Alles andere kommt danach. Ich frage mich, ob man erlebte Gewalt jemals vergessen kann.
Die Ausgabe „Vergeben und vergessen“ des SWR Nachtcafés ist in der Mediathek unter folgendem Link zu sehen:
Die physische und psychische Gesundheit zu erhalten bzw. wieder herzustellen ist wohl ein wichtiges Anliegen für alle Menschen. Körperliche und seelische Leiden beeinträchtigen die Lebensqualität und hindern einen daran, das Leben so zu gestalten, wie man es sich eigentlich wünscht. Wenn man sich selbst nicht weiterhelfen kann, sucht man die Fachleute auf, die sich mit Krankheiten und Störungen auskennen: Ärzte, Psychotherapeuten und… Heilpraktiker.
Im Grunde genommen sind alle Menschen in diesen Berufssparten „Heilpraktiker“, denn sie praktizieren auf dem Gebiet der Heilkunde. Aber der Begriff Heilpraktiker (ein in Deutschland anerkannter freier Beruf seit 1936) bezeichnet die bestimmte Berufsgruppe derer, welche die Heilkunde ausüben, ohne dafür an einer Universität studiert zu haben. Sie haben also keine Approbation bzw. sind „ohne Bestallung“.
Trotzdem kennt sich ein Heilpraktiker auf seinem Gebiet aus und behandelt seine Patienten und Klienten mit bestem Wissen und Gewissen. Natürlich gibt es auch in unserem Berufsstand diejenigen , die eine Laissez-faire-Behandlung durchführen und daher eher schaden als helfen. Doch diese „schwarzen Schafe“ tummeln sich in allen Berufssparten. Heilpraktiker von vorne herein und allgemein als Scharlatane zu bezeichnen ist ein ungeheuerliches Vorurteil und schadet all denjenigen, die im vollen Bewusstsein ihrer Verantwortung ihr Wissen anwenden!
Als Heilpraktiker ist man verpflichtet, sich ständig fortzubilden und auf dem neuesten Stand zu bleiben. Diese Fortbildungen muss man auch nachweisen. Ausbildung, Erfahrung, Praxis und ständige Fort- und Weiterbildungen machen uns Heilpraktiker zu kompetenten Fachleuten. Was wir als Freiberufler zudem noch bieten können, ist eine gewisse Flexibilität in der Vergabe von Terminen. Wir Heilpraktiker für Psychotherapie können z.B. gezielter auf die Bedürfnisse unserer Patienten eingehen, da wir keine strikten Kassenvorgaben einhalten müssen. Bei uns gibt es auch keine Wartelisten von bis zu 9 Monaten (oder noch länger).
In der Februarausgabe 2021 des Paracelsus-Magazins (herausgegeben von der Paracelsus Heilpraktikerschule) ist eine Fresenius-Studie veröffentlicht, die den Heilpraktikern „schnelle Behandlungserfolge, gute Kommunikation und hohe Kompetenz“ bescheinigt. Über dieses Studienergebnis freue ich mich natürlich sehr, da hier die Arbeit unseres Berufsstandes gewürdigt und klar dargestellt wird. Der Titel „Heilpraktiker sind überzeugender als Ärzte“ begeistert mich weniger. Ich persönliche arbeite sehr gerne mit Ärzten zusammen, weil man sich ergänzt. Außerdem weiß ich auch, wo meine Handlungsgrenzen sind. Ich darf ja niemanden krankschreiben, obwohl dem Patienten eine Auszeit mal gut täte und ich darf auch keine Medikamente verschreiben, die aber hier und da doch mal angebracht sind. Mir wäre eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Heilpraktikern viel lieber.
Daher bitte ich, die Studie nicht als Wettbewerb/Konkurrenz zu lesen, sondern viel mehr das Augenmerk darauf zu legen, welche Arbeit wir als Heilpraktiker leisten.
Corona, Teil-Lockdown, Shutdown, Ausgangssperre. Eine Welt im Durcheinander.
Wir müssen uns schützen, andere schützen und so gut es geht die Verbreitung des Virus verhindern. Covid-19 schränkt unser Leben zurzeit mächtig ein. Wir wollen alle (gut) leben und am besten niemanden gefährden.
Viele haben Angst vor dem Virus, manche zweifeln seine Existenz an. Doch am Ende möchte doch niemand dafür verantwortlich sein, irgendjemand in Gefahr zu bringen. Alle Länder dieser Welt – und nicht nur die Bundesrepublik Deutschland – haben das Leben der Menschen aufgrund der Pandemie eingeschränkt. Die einen mehr, die anderen weniger. In manchen Ländern gibt es wegen Covid-19 Ausgangssperren und sogar zum Einkaufen im Supermarkt muss man eine schriftliche Berechtigung vorweisen; diesen triftigen Grund zum Verlassen des Hauses. Das ist in Deutschland zum Glück nicht so.
Beim Einkaufen im Supermarkt geht es um das Wohlbefinden des Körpers. Doch was ist mit dem Wohlbefinden der Seele?
Kunst, Kultur… alles Humbug? Weil das den Magen nicht füllt? Weil man auch ohne Kunst überleben kann?
Sagt die Künstlerin Susanne Beucher, die mit ihrer Kunst – Kopffüßler und andere Wesen in allen Formen und Farben und jeden Alters, mit und ohne Gebrechen – Leinwände, Pappteller, T-Shirts und vieles mehr belebt.
Ihre Figuren sagen, was wir denken. Kommentieren das aktuelle Geschehen und kritisieren festgefahrene Bilder. Ab und zu überraschen sie uns, wenn ihre Kommentare unsere Gedanken vorwegnehmen. Oder sie unsere Wünsche äußern.
Der Mensch lebt nicht vom ESSEN allein…
Gesundheit wird nicht nur über den Körper definiert. Auch die Psyche muss im Gleichgewicht sein, damit der Mensch gesund ist.
Kunst und Kultur tragen wesentlich zum Wohlbefinden eines jeden bei. Doch wenn Kultur nicht wie gewohnt stattfinden darf, weil ein fieses Virus das vergräzt, wenn Kunst nicht mehr systemrelevant ist, weil ein Bild den Magen nicht füllt…
…dann muss man umdenken, damit auch die Seele da sein darf. Damit Kunst ihren so wichtigen Stellenwert in der Gesellschaft nicht verliert! Denn ohne Kunst verkümmern wir. Ohne Kunst ist das Leben nur halb so lebenswert!
Man kann lamentieren oder aktiv werden. Susanne Beucher hatte eine Ausstellung ihrer Werke coronakonform ausgerichtet und organisiert. Kurz vor der Eröffnung kam die niederschmetternde Nachricht: Wir müssen die Ausstellung absagen!
WAS TUN?
Sofortmaßnahme gegen den Corona-Blues! Kunst auf Rädern!
Galerien und Museen sind geschlossen. Man darf also nicht rein, um Kunst zu erleben. Aber Kunst kann raus! In den Park, auf die Straße.
Susanne Beucher packte ihre Kunstwerke in einen Bollerwagen, besorgte sich ein Megaphon (so spricht man viele Leute auch mit Mindestabstand an) und begab sich an den Decksteiner Weiher in Köln.
„Ich musste all meinen Mut aufbringen. Ich hatte ja keine Ahnung, wie das ankommen würde!“ sagt die Künstlerin.
Sie hat es gewagt. Ein neues Konzept etabliert: „Kunst auf Rädern“. Denn: darfst du nicht rein in Galerien und Museen, komme ich zu dir!
Das ist der Titel des Dokumentarfilms von der Journalistin und Filmemacherin Stefanie Gromes, den sie für den WDR gemacht hat. Mir ist es eine große Freude, dass meine Selbsthilfegruppe für Borderline-Angehörige in diesem Film zu Wort kam.
Frau Gromes und ihr Team haben ein Selbsthilfetreffen mit drei Eltern von Kindern mit Borderline an einem Abend begleitet.
Alle Filmemacher waren aufmerksam und einfühlsam bei ihrer Arbeit. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Frau Gromes und ihre Crew.
Der WDR selbst schreibt folgende Zusammenfassung des Films:
„Laut einer DAK-Studie zeigte jedes vierte Schulkind in Deutschland psychische Auffälligkeiten. Mit Corona hat sich ihre Belastung noch verschärft. Viele Kinder leiden still. Deshalb ist es wichtig, schon die Anzeichen zu kennen und richtig zu deuten. Was sind die Alarmzeichen, wenn mein Kind in eine seelische Schieflage gerät? Was mache ich dann?
„Wir hatten plötzlich den Zugang zu unserem Kind verloren. Das war für mich beschämend, gebe ich ganz ehrlich zu, mir einzugestehen, da läuft etwas schief.“ Diese ehrlichen Worte einer Mutter können Eltern ängstigen. Denn wenn sich das eigene Kind plötzlich verändert, sich zurückzieht, die Noten schlechter werden, und es sich einfach anders als gewohnt verhält, fühlen sich Kind und Eltern oft hilflos.
Bei Jugendlichen sei der Übergang vom üblichen pubertären Seelenschmerz zu ernsthaftem Leiden fließend, sagen Psychologen. WDR-Reporterin Stefanie Gromes, selbst Mutter, geht der Frage nach, weshalb Kinder und Jugendliche in psychische Schieflagen geraten und wie man ihre seelische Gesundheit fördern und stärken kann. Unterwegs im Westen begegnet sie unter anderem einer Selbsthilfegruppe betroffener Eltern, spricht mit Psychotherapeuten und Ärzten. Sie besucht eine Schule, die die seelische Gesundheit ihrer Schülerinnen und Schüler auf kreative Weise stärken möchte. Und sie trifft einen renommierten Soziologen, der einen ganz überraschenden Blick auf die Thematik hat und für mehr Gelassenheit plädiert.“