Was bedeutet es, wenn man die Diagnose F 60.31 (nach ICD-10) erhält? Borderline-Persönlichkeitsstörung bzw. Emotional instabile Persönlichkeitsstörung Typus Borderline. Steckt man dann in einer bestimmten Schublade fest?
Mich persönlich stört der Begriff „Persönlichkeitsstörung“. Ich frage mich, ist die Persönlichkeit wirklich gestört, wenn sie in für sich lebensbedrohlichen Situationen einen Weg findet, um zu überleben? Sollte man dann nicht eher das Umfeld und die Situation als störend ansehen?
Persönlichkeitsstörung, Borderline, Diagnose, Klinik… immer wieder erfahre ich von meinen Klient/innen, dass diese Worte Angst machen. Betroffene haben Angst, stigmatisiert zu werden, falsch zu sein, verloren zu sein. Viele Angehörige haben Angst, mit von Borderline Betroffenen umzugehen, weil alles so ausweglos erscheint und man die Problematik nicht verschärfen möchte. Beide Seiten haben Angst, etwas falsch zu machen. So kommt man nicht weiter.
Wenn man sich die Symptomliste für F60.31 nach ICD-10 ansieht, so gibt es da 9 Symptome von Borderline. Für die Diagnosestellung reichen 5 von diesen 9 Symptomen. Damit kommen wir auf 256 verschiedene Diagnosestellungen für die Borderline-Persönlichkeitsstörung (meist mit dem Zusatz: nicht näher bezeichnet). De facto kann niemand in irgendeine Schublade gezwängt werden. Weiterhin stellt sich die Frage, warum 5 Symptome zur Diagnosestellung reichen. Warum nicht 6 oder 4? Wer hat das festgelegt?
Solche und weitere Fragen möchten wir erläutern und diskutieren: was bedeutet die Diagnose „Borderline“, wie geht es danach weiter, was ist eine Persönlichkeitsstörung, wie entsteht sie, wie geht es für Betroffene und Angehörige nach der Diagnose weiter?
Die Gelegenheit haben wir dazu am 24.05.23. Dann findet eine weitere Ausgabe der Gesundheitsgespräche vom Gesundheitsamt Köln statt.
Das Thema: Emotionale Instabilität vom Typ Borderline – Was ist das genau? werden meine Kollegin Bärbel Jung und ich an- und besprechen und sehr gerne Fragen aus dem Publikum beantworten.
„Borderline“ ist eine schwerwiegende und ernstzunehmende Sache. Doch ist „Borderline“ auch nicht ein unbezwingbares „Monstrum“. Je mehr man über „Borderline“ weiß, umso gestärkter und empathischer kann man „Borderline“ begegnen.